Musikstreaming JA oder NEIN – eine Entscheidungshilfe

Streamingdienste wie Spotify, Apple Music, Deezer o.Ä. bieten für einen monatlichen Betrag Musik an.

Die Zahl der Menschen, die Streaming-Dienste wie Spotify nutzen steigt von Jahr zu Jahr enorm. Demgegenüber stehen rückläufige CD-Verkäufe, auch wenn dieses Medium sich sicherlich wie die Vinyl-Platte bei Nostalgikern noch eine Zeit lang halten wird. Im Folgenden kurz meine persönliche Haltung und Empfehlung hierzu (Punkt 8 nicht überspringen! Die anderen aber auch nicht!):

  1. Nein, es ist nicht kompliziert, sich bei Spotify oder anderen Streaming-Diensten anzumelden. Der Umgang mit diesen Apps erlernt sich etwa so schnell, wie der Umgang mit einem neuen Handrührgerät.
  2. Ja, es kostet Geld. Bei allen mir bekannten Anbietern ca. 10 € im Monat. Für 120 € im Jahr kann ich mir ca. 6-7 neue CDs kaufen – demgegenüber stehen 70 Millionen Stücke (z.B. bei Spotify), die ich mir monatlich bzw. in den nächsten 2-3 Leben alle anhören kann.
  3. Ja, diese Dienste erfahren, welche Musik mir gefällt, und sie empfehlen mir andere Stücke und Künstler, die mir ebenfalls gefallen könnten. Das hat früher der CD-Verkäufer meines Vertrauens auch gemacht, nur nicht so präzise wie das die Algorithmen (das hat, glaube ich, weder mit Algen noch mit Rhythmus zu tun) können … ich habe auf diese Weise schon richtige Schätze gefunden.
  4. Wenn ich meinen Musikgeschmack geheim halten und keine Empfehlungen bekommen möchte, die mir Freude bereiten und schöne Minuten/Stunden in meinem Leben schenken, sollte ich Streaming-Dienste meiden.
  5. Nein, die Klangqualität ist nicht schlecht, und es ist auch kein Hexenwerk Computer/Notebook/Smartphone an die heimische Stereoanlage anzuschließen oder sich mit krassen Kopfhörern ins Musikuniversum zu beamen.
  6. Nein, für Musiker wie mich ist ein angemessener Verdienst über Streaming-Dienste so gut wie unmöglich, da ein Stream eines Stücks ca. 0,25 Cent für den Künstler einbringt. Richtig, für 1000 Streams kann ich mir 1-2 neue Gitarrensaiten kaufen. Wir (nicht in den Charts zu findende) Musiker finden das in der Regel unfair und hoffen auf eine Neuregelung der Gewinnverteilung … 😉
  7. Ja, die meisten Anbieter bieten eine kostenlose Version an. Das macht allerdings keinen großen Spaß, da Werbung, bestimmte Einschränkungen beim Abspielen von Alben o.Ä. den ungetrübten Hörgenuss verhindern und vor allem ist es nicht möglich, eigene Playlists anzulegen!!!
  8. Playlists? Ja, Listen, in denen ich meine Lieblingsstücke versammeln kann und das, meine Schwestern und Brüder, ist der eigentliche Clou an der Sache, denn in Kombination mit den Vorschlägen, die mir der Dienst macht, kann ich mich durch Flamenco, Pop, Rock, Jazz, Klassik etc. wühlen und mir meine Favoriten in eigene private oder – wenn man das möchte –  von mir veröffentlichte Playlists packen.
  9. Fortsetzung von Punkt 8 – sah so nur besser aus … So, und wer hat sie nicht geliebt, die Mix-Tapes, die wir uns früher mit unserem mühsam ersparten Stereo-Cassetten-Recorder aus dem Radio aufgenommen haben? MIX-TAPES! Heute heißen sie Playlists, können, wenn es gefällt auch 10 Stunden lang sein und wenn einem ein Song nicht mehr gefällt, macht man klick-klick und weg ist er. Nix vor- oder zurückspulen. Man legt sich eine Liste „Zum Wachwerden“ an, eine mit Musik zum Joggen, eine für gute Laune, eine für schlechte usw.
  10. Ach ja, und natürlich gibt es schon jede Menge Playlists für alle Anlässe von den Streaming-Diensten selbst oder veröffentlichte Listen anderer Musikhörer, die oft schon großartige Zusammenstellungen bieten. Außerdem unendlich viele Podcasts (gesprochene Audio-Beiträge) zu unterschiedlichsten Themen und Lernbereichen (z.B. Sprachen etc.) oder auch Hörspiele u.v.m. für Kinder.
  11. Das Argument, Playlists seien nicht notwendig, erübrigt sich, da es nur Menschen verwenden, die es noch nicht ausprobiert haben.
  12. Nachdem das Mitleid aus Punkt 6 mittlerweile von der Begeisterung über die Playlists hinweggefegt sein dürfte hier noch ein Aspekt, warum Streaming-Dienste wie Spotify auch für Musiker genial sind. Mein Zugang zu Musik war früher auf Radio, Tonträger und live Musik beschränkt – das war ziemlich limitiert. Das Ganze ließ sich durch diverse Stunden in Plattenläden („Könnte ich da vielleicht auch mal reinhören …“) noch etwas erweitern – das war es aber dann auch. Jetzt steht mir und allen anderen Musikern ein nahezu grenzenloser Zugang zu verschiedensten Genres und Künstlern offen – was für ein unfassbarer Luxus, der sich auch in der Qualität und Kreativität der Musiker bemerkbar macht!!!
  13. Und noch einer für die Musiker: Früher brauchte es Plattenfirmen und Label, ohne die ein Musiker seine Musik nicht der Öffentlichkeit zugänglich machen konnte. Durch die Streaming-Dienste kann jeder Musiker seine Musik veröffentlichen und sein Publikum irgendwo auf der Welt finden. (Auch wenn dies zugegebenermaßen durch die Menge an Veröffentlichungen kein Selbstläufer ist.)
  14. Ja, das Hörverhalten verändert sich. Bewerten darf dies dann gerne jeder selbst.
  15. Apropos: Wer hat nicht sein Smartes Mobilhandyphone, Grapsch-Pad oder Notebook immer in der Tasche? Musik, wann und woimmer (neues Wort) ihr wollt und in Kombi mit krassen Kopfhörern… aber das hatten wir ja schon.  So, der war für die Audiomobil-Freunde, die sich noch an die Tüte mit Ersatzbatterien und Mischmasch-Kassetten für den Walkman auf Reisen erinnern …
  16. Ja, die Streaming-Anbieter haben keine unerhebliche Macht in der Musikbranche.
  17. Ja, es ist herrlich, CDs und Plattencover beim Musikgenuss anzuglotzen und zu begriffeln.
  18. Mittlerweile kann man sich bei den Streaming-Anbietern den Text vieler Stücke beim Abspielen anzeigen lassen.
  19. Nein, man hat bei ausschließlichem Musikstreaming keine verstaubten Platten und CDs mehr rumliegen. (Eine Kombi aus Musik-Streaming & traditionellem CD-Hören ist derzeit – meist übergangsweise – natürlich häufig anzutreffen.)
  20. Nein, man „besitzt“ die Musik dann nicht, wobei es – je nach Streamingdienst – durchaus möglich ist, Musik runterzuladen und auch „offline“ zu hören. Das Konzept des „Besitzens“ von Musik könnte man bei der Gelegenheit allerdings auch mal audiophilosophisch hinterfragen
  21. Ja, man kann monatlich kündigen, daher empfehle ich, das Streaming-Konzept einfach mal ein paar Monate auszuprobieren. Ob dann Spotify oder einer der anderen Dienste, ist Geschmacksache, da die Funktionalität im Grunde meist sehr ähnlich ist.

Erfahrungen mit etwaigen Selbstexperimenten in dieser Richtung dürft Ihr gerne mit mir teilen. Ich werde die Liste dann ggf. dementsprechend erweitern.